Umweltbüro Lichtenberg

Palmöl - Nützlicher Rohstoff oder gefährliches Gift?

Beim Palmöl wird unterschieden zwischen dem eigentlichen Palmöl, das aus dem Fruchtfleisch der Ölpalme gewonnen wird, und dem Palmkernöl, das aus den Kernen der Früchte gewonnen wird. Palmöl und Palmkernöl haben einen hohen Carotingehalt und deshalb eine orangegelbe bis braunrote Färbung, welche beim Raffinieren entfernt wird. Aufgrund ihrer cremigen, streichfesten Konsistenz werden sie anstelle von gehärteten Fetten eingesetzt, besonders häufig in Fertigprodukten oder Brotaufstrichen. Da Palmkernöl bei Zimmertemperatur fest ist, wird es häufig in den verschiedenen Kosmetik­produkten verarbeitet und von der Lebensmittelindustrie sehr oft für Kakaoglasuren und Eiskonfekt verwendet.
Lebensmittel- und Kosmetikhersteller verwenden Palmöl gern, da es sich leicht verarbeiten lässt und verglichen mit anderen pflanzlichen Ölen sehr billig ist. Würden die Hersteller statt Palmöl Sonnenblumen- oder Rapsöl verwenden, würden ihre Produktionskosten um bis zu 15% steigen.
Palmöl und Palmkernöl haben einen hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren. Diese können sich negativ auf die Blutfettwerte auswirken, wodurch Herz- und Kreislauferkrankungen, Schlag­an­fälle und Diabetes begünstigt werden.


Es gibt aber noch einen anderen Grund, aus dem Palmöl besonders bedenklich ist: Bei seiner industriellen Verarbeitung können sich bei Temperaturen ab 200°C Fettsäureester bilden. Diese Substanzen stehen im Verdacht, krebserregend zu sein; teilweise wurde dies sogar bereits bestätigt. Da diese Stoffe in allen verarbeiteten Pflanzenölen vorkommen, hat die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit im Mai 2016 eine Studie über Schadstoffe in industriell verarbeiteten Pflanzenölen und Lebensmitteln veröffentlicht. Die Untersuchung ergab, dass verarbeitetes Palmöl hochgradig mit gefährlichen Stoffen belastet ist. Der durchschnittliche Wert der Schadstoffe liegt bei Palmöl fast 14 mal höher als bei Sonnenblumenöl, fast 23 mal höher als bei Rapsöl und sogar 260 mal höher als bei Olivenöl. Interessanterweise enthält auch verarbeitetes Palmkernöl deutlich weniger Schad­stoffe als Palmöl, nämlich nur gut ein Zehntel.


Damit Verbraucher feststellen können, ob ein Produkt Palmöl enthält, gilt seit Dezember 2014 eine EU-Verordnung, nach der Palmöl in Lebensmitteln ausgewiesen werden muss. Davor wurde Palmöl unter der Bezeichnung “pflanzliche Fette“ aufgeführt. Eine Kennzeichnungspflich
t für Palmöl in Reinigungs- oder Kosmetikprodukten existiert bisher nicht. Um festzustellen, ob eines dieser Produkte Palmöl enthält, sollten Verbraucher auf die häufigsten Bezeichnungen achten, hinter denen sich Palmöl verbergen kann: Palmitate, Palmate, Sodium Palm Kernelate, Palmitic Acid, Hydrogenated Palm Glycerides.


Mit der Erzeugung von Palmöl sind auch schwerwiegende ökologische Probleme verbunden. Aktuell werden jedes Jahr weltweit rund 60 Millionen Tonnen Palmöl auf über 17 Millionen Hektar Fläche produziert. Für diesen riesigen Bedarf wurden bisher in Südostasien schon viele neue Plantagen errichtet und dabei große Flächen intakten Regenwaldes zerstört. Und die Nachfrage nach Palmöl wächst immer weiter. In den nächsten Jahrzehnten wird sich der Bedarf nach Palmöl noch einmal verdoppeln. Nach inoffiziellen Angaben plant allein Indonesien, seine Anbauflächen in den nächsten 15 Jahren fast zu verdreifachen.
Hieraus ergeben sich massive Auswirkungen auf die Umwelt und das Klima. Der Anbau der Ölpalmen erfolgt in den meisten Fällen nicht nachhaltig sondern überwiegend dort, wo intakte Regenwälder abgeholzt oder Torfmoorböden trockengelegt werden. Da Regenwälder auf Torfmoorböden gigantische Kohlenstoffspeicher sind, werden bei ihrer Abholzung erhebliche Mengen Kohlendioxid (CO2) freigesetzt. Tropische Torfmoorwälder existieren vor allem in Indonesien, weshalb das Land durch die Trockenlegung seiner Torfmoorwälder mittlerweile zum weltweit drittgrößten Verursacher von Treibhausgasen geworden ist. Betrachtet man die Emissionen bei der Palmölproduktion, so kann man feststellen, dass eine typische Palmölplantage mit einer durchschnittlichen Größe von 3.500 bis 4.000 Hektar die Atmosphäre genauso stark verschmutzt wie 22.000 Autos.


Durch die Zerstörung der Regenwälder werden aber auch die Lebensräume bedrohter Tierarten wie Orang-Utans, Sumatra-Tiger und Borneo-Zwergelefanten ver­nich­tet. Eine Studie des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) geht davon aus, dass es in den 20 Jahren fast keine Orang-Utans mehr geben wird, da ihre Lebensräume immer schneller zerstört werden. Das UNEP schätzt, dass bis 2022 fast alle Regenwälder, in denen Orang-Utans heute noch leben, vernichtet sein werden. Die etwa 6.000 Orang-Utans, die heute noch auf Sumatra leben, sind akut durch Jagd und Hunger bedroht, denn sie haben in den letzten 20 Jahren schon fast die Hälfte ihres Lebensraums verloren.


Seit 2008 gibt es einige Mindeststandards für nachhaltige Palmölproduktion, festgelegt vom RSPO, dem "Runden Tisch für nachhaltiges Palmöl".  Mitglieder beim RSPO sind u.a. fast alle namhaften deutschen Süß- und Backwarenhersteller, sowie die wichtigsten deutschen Lebensmittelhandelskonzerne. Der RSPO und sein Zertifizierungsprozess sind jedoch nicht unumstritten, da wirtschaftliche Interessen oftmals über ökologische und soziale Interessen gestellt werden. Das ist nicht verwunderlich, da mehr als 90% der etwa 300 RSPO-Mitglieder Wirtschaftsunternehmen sind, so dass die beteiligten Umwelt- und Sozialorganisationen nur eine Nebenrolle spielen.


Langfristig ist es wichtig, mit diesem Rohstoff sehr sparsam und verantwortungsvoll umzugehen. Allgemeingültige Standards und Vorschriften wie z.B. die EU-Zertifizierungspflicht für Palmöl in Bio-Kraftstoffen, sind erste Schritte hin zu einer sinnvollen und nachhaltigen Nutzung.
Als Konsumenten können wir durch Verzicht ebenfalls einen Beitrag zum Schutz der Regenwälder leisten. Wir sollten beim Kauf unserer Lebensmittel und Kosmetika stärker als bisher auf die Inhaltsangaben achten und, wo immer dies möglich ist, Produkte meiden, die Palmöl enthalten. Hierbei helfen uns verschiedene Apps und Webseiten wie z.B. www.codecheck.info oder http://www.umweltblick.de, auf denen wir Produkte ohne Palmöl finden.
Wir haben es in der Hand, ob der Palmöl-Boom mit seinen negativen Folgen weitergeht wie bisher, oder ob wir zeigen, dass wir verantwortungsvolle, nachhaltige Produkte in den Supermarktregalen sehen wollen. Denn gemeinsam können wir etwas bewegen ...

 

 

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