Umweltbüro Lichtenberg

Naturkautschuk aus Löwenzahn

Naturkautschuk wird größtenteils aus dem Milchsaft des tropischen Kautschukbaumes (Hevea brasiliensis) hergestellt. Diesen Milchsaft bezeichnet man auch als Latex. Durch die besonderen klimatischen Bedingungen, die der Kautschukbaum an seinen Standort stellt, ist dieser nur in tropischen Regionen anzutreffen.  Bis etwa 1900 kam der Rohstoff komplett aus den Urwäldern Brasiliens. Die vereinzelt stehenden Bäume im feuchtwarmen Klima machten die „Ernte“ mehr als beschwerlich. Die Ausbreitung des parasitären Pilzes microcyclus ulei machte den Plantagenanbau des Kautschukbaumes unmöglich.

Heute ist Asien der größte Produzent von Naturkautschuk, 90 Prozent des weltweiten Bedarfes wird hier angebaut. Auf riesigen Plantagen wächst der Kautschukbaum oft in Monokultur. Nicht nur die hohen Pestizideinsätze wirken sich negativ auf die umliegenden tropischen Lebensräume aus.

 

Im Jahr 2018 wurden weltweit knapp 14 Millionen Tonnen Naturkautschuk hergestellt. In Deutschland wurden davon 160.000 Tonnen allein für die Herstellung von Reifen verwendet.

 

 

 

Anbauländer Hevea brasiliensis

 

 

 

 

40 Prozent des jährlich verwendeten Kautschuks wird natürlich gewonnen, 60 Prozent kommen inzwischen aus der synthetischen Herstellung. Synthetischer Kautschuk wird aus Erdöl gewonnen. Bei der Herstellung und Weiterverarbeitung kommen verschiedenste Chemikalien zum Einsatz, die mitunter gesundheitsgefährdende Potentiale aufweisen.

 

Um von anderen Ländern weniger abhängig zu sein, gab es schon zwischen den beiden Weltkriegen Versuche, Naturkautschuk mit anderen Pflanzensäften herzustellen. Fast ein Drittel des sowjetischen Kautschukbedarfes wurde 1941 mit dem Russischen Löwenzahn (Taraxum koksaghyz) gedeckt. Nach den Kriegsjahren geriet diese Möglichkeit in Vergessenheit. Die steigende globale Nachfrage hat die Forschung nach Alternativen aber wieder interessant und lukrativ gemacht.

 

Die Standortansprüche des Russischen Löwenzahns sind wesentlich geringer als die des Kautschukbaumes. Er wächst im gemäßigten Klima und braucht keinen besonderen Boden, er wächst ebenso an sonnigen oder halbschattigen Standorten. Die Ernte ist ab dem ersten Jahr möglich, bei der tropischen Variante beginnt die Ernte frühestens im fünften Standjahr.

 

Der Russische Löwenzahn produziert wesentlich mehr Latex als der hier heimische, für die industrielle Nutzung reichte aber auch diese Menge nicht aus. Durch gezielte Zucht wurde die Menge des Pflanzensaftes verdoppelt. Der Kautschuk wird aus den Wurzeln des Löwenzahns gewonnen, da hier der Latexanteil am höchsten ist. Die Wurzel wird zermahlen, mit Hilfe von Wasser wird der begehrte Rohstoff von den anderen Stoffen getrennt.

 

Der Reifenhersteller Continental testet derzeit die ersten Autoreifen, die Löwenzahnkautschuk beinhalten. Die Rohstoff- und Materialeigenschaften sind denen des herkömmlichen Naturkautschuks sehr ähnlich. Zusätzlich ist das Herstellungsverfahren umweltfreundlich. Auch die Lieferwege lassen sich mit dem Anbau in Mitteleuropa erheblich verkürzen.

 

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft unterstützt die Forschung finanziell, es sieht die Pflanze als künftigen Lieferanten für Industrierohstoffe wie Kautschuk und Latex. Der Weltbedarf wird sich aber wohl auch zukünftig nicht mit Naturkautschuk aus dem Russischen Löwenzahn decken lassen. Die benötigte Anbaufläche wäre etwa so groß wie Österreich.

 

Quellen:

https://biowerkstoffe.fnr.de

https://pflanzen.fnr.de

https://utopia.de

https://spektrum.de

https://statista.com

 

 

 

 

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