Umweltbüro Lichtenberg

Was haben Breitmaulnashorn, Feldhamster und Kammmolch gemeinsam?

Alle Arten zu schützen erscheint anhand dieser Menge als schier unmöglich. Doch wie wählt man Arten aus, die einen besonderen Schutz verdienen?

In den letzten Jahrzehnten haben sich unterschiedliche Ansätze entwickelt, um besonders schützenswerte Arten zu identifizieren.

Das endemische Szenario bezieht sich auf Arten, die ausschließlich in einem eng begrenzten Gebiet vorkommen, bspw. auf einer Insel.

Auch die Anzahl einer Art kann als Schutzkriterium gelten. Beide Ansätze beziehen sich prioritär auf den Schutz einer einzelnen Art.

 

Bei den nachfolgend benannten Modellen zum Schutz von Arten, werden mehrere Arten betrachtet. Der phylogenetische Ansatz bezieht die stammesgeschichtliche Entwicklung einer Art in die Betrachtung ein, es wird also berücksichtigt, wie viele nah verwandte Arten es noch gibt und in welchem Erhaltungszustand diese sind.

Ein weiteres Szenario zum Schutz von Arten, bezieht den Lebensraum einer Art mit ein. Hier geht es darum, dass Biotop zu erhalten, möglichst mit der Gesamtheit der hier lebenden Artengemeinschaft.

Dem finanziellen Ansatz liegen die Ökosystemleistungen zu Grunde. Hier wird der Beitrag der Natur für den Menschen in Wert gesetzt. Die Ökosystemleistungen schaffen die Basis für grundlegende Bedürfnisse des Menschen, wie bspw. die Bestäubung von Nutzpflanzen und der Zugang zu Wasser.

 

Grundsätzlich ist jede Tier- und Pflanzenart wertvoll und absolut erhaltenswert. Die zur Verfügung stehenden finanziellen und personellen Kapazitäten reichen aber nicht aus, um alle bedrohten Lebewesen besonders zu schützen. Ob wir wollen oder nicht, es muss eine Auswahl getroffen werden. Die Frage ist nun: Welche Arten schützen wir? Die uns bekannten, niedlichen Kulleraugentiere (Panda, Feldhamster und Feldhase) oder doch auch die unbekannte Zweifarbfledermaus oder den absolut unkuscheligen Kammmolch?

 

Der World Wide Fund For Nature (WWF) zum Beispiel setzt auf Flaggschiff- oder Regenschirm-Arten. Das sind Arten die den meisten Menschen bekannt sind und die ein gutes Image in der Öffentlichkeit haben, hier in Deutschland sind das bspw. Adler, Robben und Luchse. Durch den Schutz der Lebensräume dieser Arten, profitieren indirekt auch andere Spezies.

Im Lebensraum des Adlers sind das von Flohkrebsen über Fischarten wie die Große Maräne bis hin zu Reptilien wie Kreuzotter, Ringelnatter und Waldeidechse viele verschiedene wildlebende Tier- und Pflanzenarten.

 

Der Schutz von Biotopen und damit auch Lebensgemeinschaften sollte Vorrang vor dem Schutz einzelner Arten haben. Die Vielfalt der Arten in einem Biotop erhöht die Selbstheilungskraft, der Lebensraum ist widerstandfähiger und stabiler gegenüber menschlichen Eingriffen und Klimaextremen.

 

Doch lässt sich der Verlust der biologischen Vielfalt überhaupt noch stoppen?
Um diese Forschungsfrage zu klären, arbeiten viele verschiedene Fachleute und Naturschutzorganisationen mit noch mehr universitären Einrichtungen zusammen. Der Konsens ist: Ja, der Verlust der biologischen Vielfalt lässt sich noch stoppen ABER nur durch einschneidende Änderungen.

Der Hauptgrund für den Artenrückgang ist der Verlust von Lebensräumen. Das kann man dem 2020er Bericht „Die Lage der Natur in Deutschland“ und dem Nationalen Bericht zur FFH-Richtlinie entnehmen.

Umfassender Natur- und Artenschutz ist mehr als Klimaschutz! Die gesetzlichen Grundlagen sind seit einigen Jahren da, es fehlt bisher aber die konsequente Umsetzung, bspw. der nationalen Biodiversitätsstrategien. Weiterhin wird von Fachleuten die Reform der europäischen Agrarpolitik gefordert, damit sich der Schutz der biologischen Vielfalt auch für die Landwirte lohnt.

 

In Deutschland wird derzeit der endemische Ansatz und das Szenario zum Schutz von Lebensräumen gleichermaßen angewandt, um schutzwürdige Arten zu bestimmen. Den Schwerpunkt im deutschen Artenschutz bilden Arten, für die wir eine nationale Verantwortung haben. Das sind Spezies, die nur oder vor allem auf dem Gebiet Deutschlands vorkommen. Die Rotbuche ist hier als Beispiel zu nennen, aber auch die Mopsfledermaus und die Pfingstnelke. Auch besonders artenreiche Gebiete stehen im Fokus des Schutzes. Anbei der Link zu den Roten Listen Deutschlands, die die gefährdeten Biotoptypen, Tier- und Pflanzenarten sowie die Pflanzengesellschaften auflisten (https://www.bfn.de/themen/rote-liste.html).

 

 

Quellen:

Blawat, Katrin (2020): Ideen Artenschutz. P.M. Magazin 12/2019, Seite 74-77

https://www.wwf.de/living-planet-report

https://www.wwf.de/themen-projekte/weitere-artenschutzthemen/rote-liste-gefaehrdeter-arten

https://www.natur-und-landschaft.de

 

Umweltbüro Lichtenberg
Passower Straße 35
13057 Berlin
Tel:  030-92 90 18 66

E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Präsenzzeiten:
Dienstag:          9 - 12 Uhr
Mittwoch:        14 - 18 Uhr
Donnerstag:    12 - 16 Uhr

und gern auch nach Vereinbarung

Impressum
Datenschutzerklärung

 

 

 

Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden.
Ok