Umweltbüro Lichtenberg

Masterplan Wasser Berlin – Teil 1: Grund- und Trinkwasser

Allgemein verfolgt der Masterplan Wasser Berlin das Ziel Risiken zu identifizieren, die sich durch zunehmenden Bedarf an Trinkwasser ergeben. Es werden darin mittel- und langfristige Strategien und Handlungsmöglichkeiten erarbeitet, um die Trinkwasserversorgung, den Gewässerschutz und die Abwasserversorgung in Berlin und Umland zu sichern. Neben dem Bevölkerungswachstum sind aktuelle Studien zum Klimawandel und Berlins Anpassung an die Folgen die wichtigste Grundlage für den Masterplan. Was bedeutet das konkret?

 

Die Grundwasserneubildung ist im Masterplan von besonderer Bedeutung, weil sie durch Niederschlag und Verdunstung bestimmt wird und so unmittelbar an den Klimawandel gekoppelt ist. Wieviel Regen versickern kann hängt von der Nutzung des Bodens ab. Lokale Versickerung in Mulden oder Rigolen (z. B. in Adlershof) helfen dem Grundwasser am meisten während großflächige Versiegelung durch Parkplätze, Gebäude und breite Straßen hinderlich sind. Regenwasserkanäle verschieben die Versickerung an einen anderen Ort. Regenwasser, das durch Pflanzen wieder transpiriert wird oder auf Blattoberflächen verdunstet hilft dem Grundwasser ebenfalls nicht, kühlt aber im Falle von Bäumen die nähere Umgebung. Auch Seen und Flüsse helfen, wenn auch nur wenig, neues Grundwasser zu bilden. Die Erhaltung und Renaturierung von Uferböschungen der Gewässer in Lichtenberg leisten so einen Beitrag.

 

Auch wenn sich in Lichtenberg keine Wasserwerke befinden, spielt der Gewässerschutz sowie die Versiegelung auch hier eine große Rolle für die Trinkwasserqualität in der gesamten Stadt. Lichtenberg liegt noch im Bereich der Spree und erstreckt sich von der Barnim-Hochfläche im Norden bis zum Berliner Urstromtal im Süden. Während man in Rummelsburg, Friedrichfelde und Karlshorst schon nach einem halben bis sieben Meter auf Grundwasser stoßen kann, müsste man in allen nördlicheren Stadteilen schon sehr viel tiefer graben (siehe Karte). Je tiefer das Grundwasser (in einer wassergesättigten Schicht aus Sand oder Kies), desto höher ist auch die Verweildauer des Sickerwassers in den nicht ständig wasserführenden Bodenschichten. Ab einer Dauer von 25 bis 50 Jahren gehen Hydrologen davon aus, dass die Gefahr einer Grundwasserverschmutzung sehr gering ist.

 

 

Abbildung: Grundwasser in Berlin. Datenquellen: siehe Kartendaten in der Abbildung (eigene Darstellung).

 

Stark versiegelte Flächen verhindern die Neubildung von Grundwasser, weil Regen dort nicht versickern kann. Dadurch kommt es zu mehr Abfluss an der Oberfläche und Wasser versickert an Orten an denen das Grundwasser weniger tief liegt, welches daher nicht ausreichend filtriert wird. So gelangen mehr Schadstoffe aus der Luft, Reifenabrieb, aber auch Pflanzenschutzmittel, Arzneimittelrückstände und Hormone ohne ausreichende Klärung in das Grundwasser, das zu 30 Prozent für die Trinkwassergewinnung in Berlin genutzt wird.

 

In Berlin wird neues Trinkwasser zu 60 Prozent mithilfe von Uferfiltration gewonnen, zum Beispiel am Mühlendamm in Mitte an der Spree oder in Kaulsdorf (siehe Karte oben). Uferfiltration bezeichnet das Fördern von Wasser mithilfe von Brunnen in Wasserwerken 100 bis 150 Meter vom Ufer entfernt, das zuvor durch den Boden zwischen Brunnen und Gewässer weitestgehend auf natürliche Weise innerhalb von zwei bis sechs Monaten gereinigt wurde. Dort wird oft auch geklärtes Abwasser wieder in die Spree geleitet. Die restlichen 10 Prozent stammen aus künstlich angereichertem Grundwasser: Versickern gereinigter Abwässer durch mehrere Bodenschichten die schließlich wieder nach oben gepumpt werden. Zusätzlich wirken Lebewesen im Boden bei der Bindung von Stoffen und Filtration mit und ermöglichen so den Verzicht auf Chlor oder andere chemische Reinigungsprozesse. Mehr zur Rolle vom Leben im Grundwasser können Sie in der Broschüre „Lebendiges Grundwasser“, herausgegeben vom BUND, nachlesen (Link am Ende des Artikels).

 

 

Abbildung: Trinkwasser in Berlin. Datenquelle: SenUMVK (2022) (eigene Darstellung).

 

Vor allem im Südosten Berlins wurden schon einige Neubauprojekte im Sinne des Masterplans umgesetzt: Das sind Mulden-, Kies-, Füllkörper- und Tiefbeetrigolen zur lokalen Regenwasserversorgung in Altglienicke, künstliche Wasserflächen für ein kühleres Mikroklima bei starker Hitze in Grünau an der Dahme oder wasserdurchlässiger Belag in der Schwammstadt Adlershof. Aber auch im Bestand gibt es Vorzeigeprojekte: In Prenzlauer Berg wurde ein Schulhof nahezu vollständig entsiegelt, wodurch nicht zuletzt auch neue Freiräume für Bepflanzungen geschaffen wurden, die das Regenwasser direkt nutzen. Und in Friedenau konnte gezeigt werden, dass intensive Dachbegrünung auch beim Altbau funktioniert, um Regenwasser zurückzuhalten und gleichzeitig die Biodiversität zu erhöhen.

 

In Lichtenberg sind die Sanierungen des Obersees und des Orankesees ganz im Sinne des „Masterplan Wasser Berlin“ umgesetzt worden: Der Obersee als künstlicher See zur Klärung von Oberflächengewässern wurde in 2012 um eine Sedimentfilteranlage ergänzt um Seeverlandung und Schadstoffanreicherungen zu verhindern. Außerdem wurde seine Betoneinfassung teilweise zurückgebaut um eine flachere natürliche Uferböschung zu erhalten. Auch am Orankesee wurden die Ufer verflacht und die Böschung großzügig mit Sumpfpflanzen, Stauden und Sträuchern bepflanzt, wodurch sich der ökologische Zustand deutlich verbessert hat. Im Rahmen des Masterplans sind nun Messungen am Rummelsburger See geplant, um die mögliche Belastung aus den beiden Regenrückhaltebecken Siegfriedstraße und Josef-Orlopp-Straße einzuschätzen. In Karlshorst gibt es u.a. seit 2000 vernetzte Mulden-Rigolen-Systeme zur platzsparenden Versickerung, Rückhaltung und verzögertem Abfluss. Jüngst wird auch begonnen, diese neuen Mulden-Systeme insektenfreundlich zu bepflanzen, wie zum Beispiel in der Neuwieder Straße in der Nähe des Naturdenkmals.

 

Nun kommt es darauf an, dass Projekte wie oben genannt auch in der Fläche Anwendung finden, um die gute Berliner Trinkwasserqualität nachhaltig zu sichern. Weitere Maßnahmen wie die Förderung des sparsamen Umgangs mit Wasser, die Verbesserung der Klärung von Schadstoffen im Abwasser oder die Wiederinbetriebnahme von ehemaligen Wasserwerken sollen dabei unterstützend wirken.

 

Weiterführende Links:

-      SenUMVK (2022). Masterplan Wasser Berlin. 1. Bericht https://www.berlin.de/sen/uvk/umwelt/wasser-und-geologie/masterplan-wasser/ (aufgerufen am 7. November 2022)

-      BUND (2022). Lebendiges Grundwasser. https://www.bund-berlin.de/service/publikationen/detail/publication/lebendiges-grundwasser-verstehen-und-mitmachen/ (aufgerufen am 10. November 2022)

 

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