Umweltbüro Lichtenberg

Die fürsorgliche Nebelkrähe

Die Nebelkrähe (Cornus (corone) cornix) bildet mit der Rabenkrähe (C.c. corone) eine Superspezies, ist ein sehr häufiger Brut- und Jahresvogel und weit verbreitet. Im Berliner Stadtgebiet ist die Nebelkrähe mittlerweile fast überall anzutreffen. Über Jahre hat der Bestand zugenommen und wird aktuell auf ca. 4.500 Brutpaare geschätzt.

Ab Ende März bauen sie in Bäumen ihre Nester aus Zweigen, zuweilen gibt es im Stadtgebiet aber auch schon Nester auf Strommasten und ausrangierten Turmfalkenkästen. Mit 3 bis 5 Jahren findet die erste Brut statt. Meist gibt es bei der Nebelkrähe eine lebenslange Partnertreue, wobei gegenseitiges Kraulen und Balzfüttern hauptsächlich bei jungen Paaren zu beobachten ist. Nach der Fertigstellung ihrer Nestbauten legen sie bis zu sechs Eier, aus denen nach rund 20 Tagen die Küken schlüpfen. Nach noch einmal etwa einem Monat verlassen die Jungkrähen als sogenannte „Ästlinge“ ihre Nester. In dieser Zeit sind die Jungen noch sehr unsicher und unternehmen erste Flug- und Kletterversuche, wobei die Jungtiere mitunter auf dem Boden, im Gebüsch landen. Sie stehen jedoch weiter in Rufkontakt mit ihren Eltern und werden von diesen auch gefüttert.

Nach einer gewissen Zeit schaffen sie es meist auch wieder, auf die Bäume herauf zu klettern. Werden sie jedoch in dieser Situation von unwissenden Menschen „gestört“, können Elterntiere dies als Bedrohung für ihren Nachwuchs verstehen. Dann versuchen sie ihre Jungen zu verteidigen, indem sie durch Attacken von ihnen ablenken und ihnen somit Raum zum Flüchten geben.

Werden also vermeintlich hilflose Jungkrähen gefunden, sollten sie zuerst aus einiger Entfernung beobachtet werden. Erst wenn sich nach bis zu drei Stunden kein Elternvogel gezeigt hat, sollte die Wildvogelstation des NABU kontaktiert werden.

Mitunter haben die Krähenvögel auch ihre natürliche Scheu gegenüber Menschen verloren, da sie immer wieder gefüttert und manchmal sogar zu Hause großgezogen werden. Auch dadurch kann es zu missverstandenen „Attacken“ kommen, in denen die Krähen versuchen, Futter vom Menschen zu bekommen.

Nebelkraehe

Es gibt noch eine zweite vermeintlich problematische Sachlage in Zusammenhang mit der Nebelkrähe und hier vor allem auch der Elster (die ebenfalls zu den Krähenvögeln gehört), die Grund zu Anrufen bei uns von besorgten Bürgern ist:

Krähenvögel sollen verantwortlich für den Rückgang von Singvögeln sein. Eine direkte negative Auswirkung von Raben/Nebelkrähen auf Bestände von Kleinvogelarten ist aber nicht belegt. Vom Menschen verursachte Veränderungen, die eine Zugänglichkeit zu reichen Nahrungsquellen auch in bisherigen Mangelzeiten (Winterhalbjahr) bewirken, können Ursache für einige erhöhte lokale Bestände der Krähen in Berlin sein. Jedoch kann ein lokal erhöhter Bestand nur dann negative Auswirkungen haben, wenn Singvogel-Populationen wegen Eingriffe des Menschen ohnehin schon geschwächt sind oder in suboptimalen Habitaten leben. Hier kann jeder Gartenbesitzer etwas für die Bestandsstärkung tun, nämlich heimischen Laubgehölzen anstelle immergrüner Lebensbäume den Vorzug geben bei gleichzeitigem Verzicht auf Pestizideinsatz.

Das Entfernen von Krähennestern und /oder gar Jungtieren ist gesetzlich verboten. Darüber hinaus sollte man sich auch immer wieder die wichtige Rolle der Krähenvögel als Selektionsfaktor („Gesundheitspolizei“) ins Gedächtnis rufen. Zusätzlich sind sie ein Nistplatzlieferant für andere Arten (z.B. Baumfalke, Waldohreule), die nicht selber Nester bauen können.

Behandelt man die Nebelkrähen wieder als Wildtiere, die sich selber versorgen können und sieht in ihren „Attacken“ eher Jungenfürsorge als Ärger, können wir Berliner gut mit- und nebeneinander leben.

 

 

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