Umweltbüro Lichtenberg

Neues Leben auf dem alten Gut

Anfang letzten Jahres haben wir begonnen, nach einem neuen Standort Ausschau zu halten, und wie es der Zufall so will, standen wir auf dem Weg zu einem anderen Objekt im Stau und sahen das „Zu verkaufen“-Schild. Wir hielten kurzerhand an und waren sofort begeistert. Es war genau das, was wir die ganze Zeit gesucht haben: in der Stadt, aber doch abgeschieden, weitläufig, ohne gigantisch zu sein, und mit einem Charme, der nur über die Jahrhunderte gewachsen sein kann.

Bild: Gut Malchow im Dornröschenschlaf

Es folgte die erste Kontaktaufnahme mit der Humboldt-Universität zu Berlin, der vorigen Nutzerin, und auch als wir sahen, was durch den langen Leerstand alles zerstört worden war, keimte in uns die Hoffnung, daraus unseren neuen Stammsitz zu machen.


Wer wir sind

Synanon ist eine Suchtselbsthilfe-Gemeinschaft, die 1971 von Betroffenen für Betroffene gegründet wurde. Nach über 40 Jahren erfolgreicher Suchthilfearbeit sind wir in Synanon der Überzeugung, dass jeder Suchtmittelabhängige die Fähigkeit in sich trägt, wieder ein drogenfreies Leben zu erlernen, wenn ihm die geeigneten Voraussetzungen dafür geboten werden. Im Rahmen unseres bundesweit einmaligen Projekts "Aufnahme sofort" nehmen wir jederzeit - Tag und Nacht - Süchtige, die um Hilfe bitten, bei uns auf. Dies geschieht ohne Rücksicht auf Alter, Herkunft, Religion etc. Auch werden keine Kostenzusagen, Zahnsanierungen oder ähnliche Bedingungen an eine Aufnahme bei uns geknüpft. Die Inanspruchnahme unseres Angebots beruht auf Freiwilligkeit. Dieses Grundprinzip hat sich von den Anfängen bis in die heutige Zeit bewährt. Das Leben innerhalb unserer Suchthilfegemeinschaft ist vielfältig und familienähnlich strukturiert. Unser Erfolg, ein Leben ohne Drogen, basiert auf der strikten Einhaltung nachstehend genannter drei Grundregeln:

  1. keine Drogen, kein Alkohol, keine bewusstseinsverändernden Medikamente
  2. keine Gewalt oder deren Androhung
  3. kein Tabak, wir rauchen nicht.

Synanon heute versteht sich als "Lebensschule auf Zeit". Sie beginnt mit dem bewussten Erleben des körperlichen Drogenentzugs und der Eingewöhnung in die Lebensgemeinschaft. Im weiteren Verlauf sollen die süchtigen Menschen lernen, ein selbstbestimmtes und eigenverantwortliches Leben ohne die Einnahme von Suchtmitteln zu führen. Neben der täglichen Auseinandersetzung mit der Sucht sind die Zweckbetriebe das Herzstück der Suchtselbsthilfe. Hier werden die Bewohner aus- und weitergebildet und auf ein eigenverantwortliches Leben nach der Synanon-Zeit vorbereitet. Je nach Interesse und Voraussetzung können die Synanon-Bewohner in verschiedenen Zweckbetrieben wie Umzüge, Clean up, Malerei, Wäscherei, Tischlerei, Hauswartung, Reitschule sowie Garten- und Landschaftsbau arbeiten. Darüber hinaus bieten wir unseren Bewohnern die Möglichkeit, einen Führerschein zu erlangen und in mehr als 10 Berufen eine betriebliche Ausbildung machen zu können.

Unser jetziger Standort, die Bernburger Straße in Sichtweite des Potsdamer Platzes, war zum Zeitpunkt der Planung und des Baus in den 80er Jahren eine ruhige und abgeschiedene Ecke West-Berlins. Jetzt befindet sich mit dem Potsdamer Platz ein Touristenmagnet nebenan, der Tilla-Durieux-Park ist in den Sommermonaten eine offene Partyszene und in der U-Bahn wird gedealt. Und mit der Eröffnung von Europas größtem Einkaufszentrum auf dem ehemaligen Wertheim-Gelände am Leipziger Platz rechnet man mit täglich weiteren 50.000 Besuchern in unmittelbarer Umgebung. Dementsprechend ist es kein Ort mehr, der sich dafür eignet, sich von der Rausch- und Glitzerwelt zu verabschieden und einfach mal runterzufahren, um über sich selbst und eine neue eigene Lebensperspektive nachzudenken, wie es unsere Bewohner benötigen.


Ein neuer Anfang

Die Hürde war hoch, uns wurde von Anfang an klar gemacht, dass wir die Bewohner von Malchow für uns und unsere Idee gewinnen mussten. Das gelang. Und mit Frau Kitzmann von der Naturschutzstation Malchow und dem „Wir für Malchow e.V.“ haben wir echte Unterstützer gewonnen.

Am 01. November 2012 war es dann soweit, wir konnten zum ersten Mal selbst das Tor aufschließen. Nach achtjährigem Dornröschenschlaf war sofort Leben auf dem Gut. Wir begannen mit der Beräumung und umfangreichem Grünschnitt, und jetzt retten wir an den zahlreichen Gebäuden das, was noch zu retten ist, bevor wir mit dem Ausbau voranschreiten. Das Gelände ist bereits jetzt kaum wiederzuerkennen. Vorläufiger Höhepunkt war die mit Bewohnern, Angestellten, Angehörigen und Freunden begangene Adventsfeier in der großen Scheune.

Wir begannen mit der Beräumung

Adventsfeier in der großen Scheune

Wir haben viel vor: Das Gut wird unser Hauptsitz, unsere Bewohner werden hier wohnen, unsere Zweckbetriebe werden hier beheimatet sein, ebenso unsere Verwaltung und Werkstätten.

Und wir wollen das Gut mit Leben erfüllen. Das großzügige Gelände mit seinen zahlreichen Gebäuden lässt viel Raum für Freizeitgestaltung, Gärten und Kleintierhaltung, wir haben die Vision einer ökologischen Idylle innerhalb einer 3,5-Millionen-Metropole. Genau das, was unsere Bewohner brauchen, um sich auf sich selbst zu besinnen.

Für uns ist Gut Malchow der ideale Standort, mit dem wir langfristig planen können, um die gemeinnützige Arbeit der Stiftung Synanon für die Zukunft sicherstellen zu können, und das unter besseren Ausgangsbedingungen für unsere Bewohner als bisher.

Um unser Konzept der „Aufnahme sofort“ nicht zu gefährden, werden wir ein Aufnahmebüro in Friedrichshain unweit der Jannowitzbrücke betreiben, dicht an der Szene und verkehrstechnisch ausgezeichnet rund um die Uhr zu erreichen.

Wir freuen uns riesig auf den kommenden Umzug und das Leben auf dem Gut Malchow. Wir kehren sehr gerne nach Lichtenberg zurück.

Alexander Koch

 

Umweltbüro Lichtenberg
Passower Straße 35
13057 Berlin
Tel:  030-92 90 18 66

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Dienstag:          9 - 12 Uhr
Mittwoch:        14 - 18 Uhr
Donnerstag:    12 - 16 Uhr

und gern auch nach Vereinbarung

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