Umweltbüro Lichtenberg

Umweltgerechtigkeit in Berlin herstellen

Anfang des Jahres 2020 beschäftigte sich die Lichtenberger Bezirksverordneten­versammlung (BVV) das erste Mal mit dem Thema Umweltgerechtigkeit und beschloss in einer Drucksache mit dem Titel: Pilotprojekt zur Umweltgerechtigkeit im Fennpfuhl, die Umweltgerechtigkeit am Fennpfuhl herzustellen.

Originaltext: Das Bezirksamt wird ersucht für das nach dem „Basisbericht zur Umweltgerechtigkeit im Land Berlin“ vierfach belastete Gebiet Fennpfuhl-Ost (zwischen den Straßen: Landsberger Allee, Vulkanstr., Josef- Orlopp-Str. und Weißenseer Weg) ein integriertes Entwicklungskonzept zur Lärmminderung, Luftreinhaltung, besseren Versorgung mit Grünflächen und bioklimatischen Entlastung zu erstellen. Das zu erstellende Entwicklungskonzept soll gleichzeitig als Pilotprojekt für nachfolgende Gebiete mit mehrfachen Belastungen zur Umweltgerechtigkeit beitragen. Dabei sind die Bürgerinnen und Bürger bei der Erarbeitung von Maßnahmen zu beteiligen. Zur Finanzierung der Maßnahmen sind die Programme „Soziale Stadt“ und „Zukunft Stadtgrün“ mit dem Förderaspekt „Umweltgerechtigkeit“ zu nutzen.

 

Wenig später, im Jahr 2020, wurde dieses Ansinnen durch die Lichtenberger BVV verstärkt und eine Lichtenberger Handlungsstrategie zur Umweltgerechtigkeit gefordert. Originaltext: Das Bezirksamt wird ersucht, auf der Grundlage des „Basisbericht Umweltgerechtigkeit“ und der Broschüre „Die umweltgerechte Stadt“ eine Handlungsstrategie für die Implementierung und Umsetzung der in diesen Texten genannten Aufgaben und Ziele für den Bezirk Lichtenberg zu erstellen. Dabei ist ein erstes Angebot zur weiteren Diskussion in der Verwaltung, mit Trägern und Verbänden und natürlich mit Bürger*innen und in der BVV mit einem aktuellen Analyseteil zur Ausgangslage und den möglichen Zielsetzungen bis zum 31.12.2020 zu erarbeiten. Um den öffentlichen Diskurs zu erleichtern, ist die Handlungsstrategie an die sozialräumliche Struktur des Bezirkes anzulehnen, da es in den unterschiedlichen Gebieten verschiedene Schwerpunkte und Aufgaben für die Umsetzung der Umweltgerechtigkeit gibt. Die Arbeiten an der Handlungsstrategie sind so zu planen und durchzuführen, dass ihre Fertigstellung bis zum 31.12.2020 erfolgen kann.

 

Doch was ist denn die hier beschlossene Umweltgerechtigkeit und was bedeutet das konkret für die Lichtenberger*innen?

Unabhängig von der sozialen Herkunft bzw. vom Status, dem Einkommen etc. sollen Ungerechtigkeiten bezüglich Verteilung von Umweltbelastungen und –ressourcen, Zugangschancen zu Umweltressourcen wie Naherholungsflächen sowie Informations-, Planungs-, Anhörungs- und Entscheidungsprozessen vermieden werden.

Wo wir wohnen, ist entscheidend dafür, welchen Umweltbelastungen wir ausgesetzt sind. Einkommen und sozialer Status beziehungsweise soziale Lage wiederum sind Faktoren für die Möglichkeit, unseren Wohnort auswählen zu können. Damit sind soziale Unterschiede dafür mitverantwortlich, unter welchen Umweltbelastungen wir aufwachsen bzw. leben.

 

Das neue Themenfeld der Umweltgerechtigkeit rückt diese Zusammenhänge von Umwelt, Status und Gesundheit in den Fokus. Der Ansatz befasst sich mit Art, Ausmaß und Folgen der sozial ungleich verteilten Belastungen (Verteilungsaspekt) und fragt, wie und warum diese entstehen (Verfahrensaspekt). Zu den Umweltbelastungen gehören u. a. Luft- (Feinstaub und Stickstoffdioxid), Lärm-, bioklimatische Belastungen, Lichtverschmutzung, Grünflächenunterversorgung (Spiel- und Bewegungsflächen, temporäre grüne Zwischennutzungen, Dach- und Fassadenbegrünung, Innenhof-Entsiegelung), Defizite bezüglich einer sozialen und umweltfreundlichen Stadtentwicklung, die zu einer sozialen Problemdichte führt.

 

Umweltgerechtigkeit in Berlin:

Ein durch die Senatsverwaltung entwickeltes und implementiertes Umweltgerechtigkeits­Monitoring von 2010 - 2013 ergab, dass die 12 Bezirke unterschiedlich stark durch Umweltbelastungen geprägt sind und oft Mehrfachbelastungen aufweisen (Klimeczek 2014). Meist sind auch einzelne Stadtquartiere stark betroffen, zum Beispiel innerstädtische Ortsteile (Norden Neuköllns), gründerzeitliche Quartiere (in Spandau) und Großsiedlungen in den äußeren Stadtteilen Berlins. In Berlin-Mitte gibt es Stadtteile, die eine fünffache Belastung aufweisen. Auch der Südosten von Reinickendorf ist stark mehrfach belastet.

 

Für Lichtenberg hat sich folgendes Ergebnis ergeben: „Was den Grad der Mehrfachbelastung angeht, liegt Lichtenberg deutlich vor Berlin. Trotzdem kann die Situation im Bezirk nicht als überdurchschnittlich gut eingestuft werden: Das liegt an dem mit 59,5 Prozent hohen Anteil einfach belasteter Planungsräume und einem entsprechend hohen Bevölkerungsanteil in dieser Kategorie. Betrachtet man die einzelnen Kernindikatoren, bewegt sich Lichtenberg in der Summe leicht unter dem Berliner Durchschnitt. Dabei verzeichnet der Bezirk vor allem höhere Anteile an Planungsräumen mit hoher Lärm- und thermischer Belastung.“

Diese Belastungsfaktoren müssen zukünftig weiterhin gemessen und auch generell bei Stadtbauprojekten und Quartierentwicklungen in Berlin verstärkt berücksichtigt werden. Ziel ist eine sozialräumliche Umweltpolitik und ressortübergreifende Stadtentwicklung mit verstärkter Verzahnung von Umwelt und Gesundheit. Ziel ist es außerdem, Ursachen der Benachteiligungen bezüglich der sozial ungleich verteilten Belastungen zu analysieren und Mehrfachbelastungen zu minimieren. Berlin hat als deutschlandweiter Vorreiter eine integrierte Berliner Umweltgerechtigkeitskonzeption (IBUk) entwickelt.

 

Weiterführende Informationen:

https://toolbox-umweltgerechtigkeit.de/

https://www.stadtentwicklung.berlin.de/umwelt/umweltatlas/k901.htm

https://www.umweltgerechtigkeit-berlin.de/umweltgerechtigkeit-in-berlin/konzeption/

Broschüre (Berlin): „Die umweltgerechte Stadt Auf dem Weg zu einer sozialräumlichen Umweltpolitik“ Verfasser: Klimeczek, Heinz-Josef; Herausgeber: Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, Februar 2019, Download unter: https://digital.zlb.de/viewer/resolver?urn=urn:nbn:de:kobv:109-1-15365314

 

Umweltbüro Lichtenberg
Passower Straße 35
13057 Berlin
Tel:  030-92 90 18 66

E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Präsenzzeiten:
Dienstag:          9 - 12 Uhr
Mittwoch:        14 - 18 Uhr
Donnerstag:    12 - 16 Uhr

und gern auch nach Vereinbarung

Impressum
Datenschutzerklärung

 

 

 

Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden.
Ok