Als ich das letztens beim Fernsehen hörte und sah, konnte ich es fast gar nicht glauben. Das Wasser regelt die Arbeitszeit eines Menschen. In diesem Fall ist mit Wasser das Wattenmeer gemeint. Es gibt dort Postboten, die die Ebbe zum Austragen der Post nutzen und auch rechtzeitig wieder die Rücktour antreten müssen. Ein ganz natürlicher Prozess, an den sich die Bewohner angepasst haben. Klingt zwar kurios, zeigt aber, dass das Wasser weit mehr Einfluss auf uns hat, als wir ahnen.
Ja richtig, wir benutzen Wasser zum Duschen, Baden und Reinigen, sowie zum Trinken und zum Kochen. Aber Wasser kann noch viel mehr.
Eine Gurke besteht zu 95–99 % aus Wasser und ist erstens fest und stabil und zweitens gesund. Auch der Mensch ist ein Wasserwesen, denn 70–80 % des menschlichen Körpergewichts sind Wasser. Mit zunehmendem Alter nimmt der Anteil ab und sinkt bis auf 50 %.
Die Worte „Wasser ist Leben“ sind somit die reine Wahrheit.
Wasser finden wir als Regen, Schnee, Hagel, als Salz- oder Süßwasser, als Gewässer, Flüsse, Meere, Ozeane, als Grundwasser und Schichtenwasser, in Regenrückhaltebecken, Wasserkraftwerken, Staudämmen, Klärbecken, Wassertürmen, in Gletschern, in Mooren und Sümpfen.
Wir können im Wasser schwimmen, tauchen, fahren, segeln, reisen, aber wir können es auch als Mülldeponie benutzen.
Das Wasser ist entscheidend für unser Wetter, unser Klima und gestaltet damit unseren Lebensraum.
Wasser ist eben wegen seiner besonderen Eigenschaften ein Alleskönner. Und wie geht es diesem Alleskönner in Berlin?
Berlin liegt zwischen den beiden großen Stromgebieten der Elbe und der Oder. Die wichtigsten natürlichen Wasserläufe im Raum Berlin sind die Spree und die Havel. Als weitere natürliche Wasserläufe sind Dahme, Strausberger Mühlenfließ, Fredersdorfer Fließ, Neuenhagener Mühlenfließ, Wuhle, Panke und Tegeler Fließ zu nennen.
Neben diesen natürlichen gibt es eine Vielzahl künstlich geschaffener Fließgewässer - die Kanäle. Innerhalb des Stadtgebietes von Berlin sind dies in erster Linie der Teltowkanal, der Landwehrkanal und der Berlin-Spandauer-Schifffahrtskanal mit dem Hohenzollernkanal.
Rund 3,4 Millionen Menschen leben hier auf rund 892 km². 11,6 % davon sind Erholungsflächen (Parks und Grünanlagen), 18 % sind Wälder und 5 % sind landwirtschaftliche Nutzflächen. 6,6 % sind Wasserflächen, nirgendwo sonst gibt es so viele Brücken wie in Berlin. Insgesamt also über 41 % Natur - private Gärten noch gar nicht mitgerechnet. Berlin ist die größte und bevölkerungsreichste Stadt Deutschlands. Zugleich ist es aber auch die grünste, d. h. wald- und wasserreichste Stadt Europas.
Das sind doch erfreuliche Zahlen und Fakten. Aber leider nur Zahlen. Das Leben der 3,4 Millionen Berliner und Berlinerinnen bleibt nicht ohne Einfluss auf das Wasser.
Haben Sie schon mal über den Zusammenhang zwischen Energieproduktion, Industrie und Wasser nachgedacht?
Die hohe Belastung von Spree und Havel wird besonders deutlich, wenn man den Wasserabfluss und die Wassereinleitung vergleicht. Die jährliche Einleitungssumme aus dem Raum Berlin beträgt etwa 400 Mio. Kubikmeter (ohne Regenwasser der Trennkanalisation). Die mittlere jährliche Abflusssumme von Spree und Oberhavel ist mit 1,73 Mrd. Kubikmeter gemessen worden. Damit besteht also rund ein Viertel des Abflusses aus Einleitungswasser.
Etwa ¾ dieses Einleitungswassers (300 Mio. Kubikmeter) kommt aus den Abläufen der öffentlichen Großklärwerke.
Die Wärmekraftwerke und die Industrie entnehmen allein für den Westteil der Stadt in der durchschnittlichen Jahressumme ca. 1,3 Mrd. Kubikmeter Kühlwasser. In Trockenjahren ist der Kühlwasserbedarf sogar größer als das gesamte Wasseraufkommen der Spree.
Diese Situation kann sich im Hinblick auf eine verstärkte Industrieansiedlung im wachsenden Ballungsraum Berlin noch verschärfen.
Die Gewässer in und um Berlin kämpfen auch zunehmend mit der Anreicherung von Pflanzennährstoffen, insbesondere mit Stickstoff- und Phosphorverbindungen. In unbelasteten Gewässern wird durch die gering vorhandenen Mengen normalerweise das Pflanzenwachstum begrenzt. In einem Gewässer mit geringer Nährstoffzufuhr führt der biogene Stoffumsatz durch die Selbstregulierung der Nahrungskette zu einer gleichgewichtigen Verteilung der an diesem Stoffumsatz beteiligten Lebewesen. Zu den wichtigsten Lebewesen im Gewässer gehören die Algen. Sie sind in der Lage, aus den anorganischen Nährsalzen organische Substanz aufzubauen, die dann den Konsumenten (u. a. Zooplankton, Fische) als Nahrungsgrundlage dient. Der mikrobielle Abbau abgestorbener Algen, Wasserpflanzen und Fische erfolgt letztlich durch Bakterien.
Innerhalb Berlins kommen mit den kommunalen und industriellen Abwässern übermäßig hohe Nährstoffeinträge wie Phosphat und Stickstoff in die Gewässer. Durch das Nährstoffüberangebot, Eutrophierung genannt, vermehrt sich das Phytoplankton so stark, dass tierische Planktonorganismen oft nicht in der Lage sind, dieser Entwicklung ausreichend entgegenzuwirken. Der sich normalerweise selbstregulierende Stoffkreislauf ist gestört, eine Massenentwicklung von Algen ist die Folge. Hauptsächlich in den warmen Sommermonaten kommt es zu Algenblüten, verbunden mit negativen Folgen für das Gewässer. Massenvorkommen von Algen wirken sich vor allem auf das Lichtklima, den Sauerstoffgehalt in Form von Über- und Untersättigung, den pH-Wert und damit auf den Umsatz des anorganischen Stickstoffs aus.
Auch der hohe Andrang der Menschen an die Ufer der Gewässer, zum Baden und für andere Freizeitbeschäftigungen, lässt die Ausbildung von Schilfgürtel um die Gewässer kaum zu. Diese Bereiche sind die Filteranlagen der Gewässer, die aber kaum noch zu finden sind.
Eine Kombination, die explodieren kann – viele Nährstoffe, hohe Wassertemperaturen, hohe Wasserentnahme, geringer Zufluss.
Vielleicht ist es ja in Berlin auch bald wie am Wattenmeer. Die Arbeitszeit der Industriearbeiter wird dann nur noch von der Verfügbarkeit des Wassers in Spree und Havel reguliert.